Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Juni 1909

Die Grundkonzeption des Hochstaplerromans liegt fest. „Meines Vaters Pläne bezüglich des Krull reichen zurück bis in den Juni 1909, zu welchem Zeitpunkt bereits er meiner Mutter den Fortgang der Erzählung entwickelte."

(Erika Mann, mitgeteilt von Hans Wysling, „Archivalisches Gewühle. Zur Entstehungsgeschichte des Hochstaplerromans". Blätter der Thomas Mann-Gesellschaft, Nr. 5, 1965)


September 1909

Weitere Arbeitspläne: „Ich arbeite zur Zeit an einem Essay, der den Titel ,Geist und Kunst' führen wird. Ferner beschäftige ich mich mit einer kleineren Erzählung Der Hochstapler', die psychologisch eine gewisse Ergänzung zu meinem Fürstenroman bedeuten wird. Auch mache ich Studien zu einem geplanten historischen Roman."

(Aus einem Interview vom 2. September 1909)


Januar 1910

Beginn der Arbeit am „Felix Krull". „Ich sammle, notiere, studiere für die Bekenntnisse des Hochstaplers, die wohl mein Sonderbarstes werden. Ich bin manchmal überrascht, was ich dabei aus mir heraushole."

(An Heinrich Mann, 10. Januar 1910, Briefe)


7. Juli 1910

Lesung des ersten Kapitels von „Felix Krull" im Familienkreis.


November 1910

Vortragsreise nach Weimar. Gast eines ehemaligen Schulkameraden, des Grafen Vitzthum von Eckstädt („rührende Gastfreundschaft"). – Lesung aus „Felix Krull".


Januar 1911

Vortragsreise ins Ruhrgebiet und nach Westfalen: Lesungen aus „Felix Krull" und Novellen.


20. November 1951

Vorabdruck der Kapitel „Reise und Ankunft" und „Circus" aus „Felix Krull". „Dass die Stücke aus der Fortsetzung der Krull-Memoiren in der Neuen Rundschau' Sie unterhalten haben, will etwas besagen; ich habe sie nur herausgegeben, weil Bermann sie haben wollte, nachdem ich sie im Züricher Schauspielhaus vorgelesen. Die Vollendung steht in weiter Ferne. Es ist mir oft zweifelhaft, ob ich noch die Laune aufbringen werde, das Buch durchzuführen."

(An Hermann Kesten, unveröffentlichter Brief)


Februar 1954

Abschluss der Arbeit am „Felix Krull" nach 44 Jahren (begonnen im November 1909). „Das ist nun ein Band von vierhundertundvierzig und einigen Seiten, Der Memoiren erster Teil', der im September erscheinen soll – Fragment immer noch, aber Fragment wird das wunderlich Buch wohl bleiben, auch wenn mir Zeit und Laune gegeben sein sollten, es noch um vierhundertvierzig Seiten weiterzuführen ... Das ist wohl das Charakteristischste, was ich darüber sagen kann: Dass es wohl einmal abbrechen und aufhören, aber nie fertig werden wird. Im übrigen gehört es zum Typ und zur Tradition des pikaresken, des Abenteuer-Romans, dessen deutsches Urbild der ,Simplicius Simplicissimus' ist." („Rückkehr")


6. September 1954


„Scherz beiseite: Meine Verfassung ist nicht die beste, ein quälender Mangel an Energie beherrscht mich, meine produktiven Kräfte scheinen erschöpft. Am Ende ist das physiologisch, und ich sollte mich drein ergeben, es wie Hesse machen, der sich entschlossen zur Ruhe gesetzt hat . . . Aber ich verstehe mich nicht darauf, weiß nicht, wie ohne Arbeit die Tage verbringen und ringe nach Leistung, ohne die Spannkraft zu finden, die sie ermöglicht. Ein quälender Zustand ... So gebe ich jetzt das zum Roman-Band erweiterte Fragment des Felix Krull heraus, als Ersten Teil' des Ganzen, und tue, als ob die Fortsetzung dieser Scherze unterwegs wäre, während doch von Weiterem noch kein Wort auf dem Papier steht und ich im Grunde weiß, dass ich das Unding nie zu Ende führen werde. Ich möchte auch eigentlich ganz anderes machen, Würdigeres, meinen Jahren Angemesseneres. . ."

(An Emil Preetorius, Briefe 111)


Ende September 1954

Die „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" erscheinen.


(Aus „Thomas Mann, eine Chronik seines Lebens", zusammengestellt von Hans Bürgin und Hans-Otto Mayer, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 1965)

Entstehungsgeschichte des Romans