Das Singen im Regen

Über die seltsamen Wirklichkeiten im amerikanischen Filmmusical


Alf Brustellin

 

„Niemand wird behaupten wollen, dass ein Musical sinnvoll sei."
(Kracauer, Theorie des Films)


„The world is a stage, the stage is a world of entertainment."
(The Band Wagon & Shakespeare)


Ein blauer Hintergrund, aber ein grenzenloser. Also eine blaue Welt, ein Nirgendwo. Idiotischerweise regnet es. Es regnet nur in dem Sinne, dass Wasser in kleineren Einheiten von einem Oben kommt und auf ein Unten, einen Boden niedergeht. In jedem anderen Sinne (Wolken, Aquaplaning, Gulli, eigner Herd, Gras grünt, trübe Gedanken) regnet es keinesfalls. Des Wassers wegen haben drei wunderbare Menschen Mäntel aus einem kostbaren Gelb an und Hüte auf dem Kopf. Sie haben die Gesichter voll guter Laune: unstörbare Fröhlichkeit; dort, wo sie sind (nirgends), können sie nicht gestört werden. Sie tanzen und singen ein schönes Lied und schauen aus dem Bild heraus, hinunter auf jeden Zuschauer. So begegnet man sich.


Auf einem gemalten Noten- und Nachtreklame-Insert kommen dann die Titel: Der Film heißt Singin' in the Rain, Regie: Gene Kelly und Stanley Donen, mit Jean Hagen; die drei Erscheinungen von vorher sind Debbie Reynolds, Donald O'Connor und Gene Kelly; die Star-Szenaristen: Betty Comden und Adolph Green haben Bestes geleistet; Kamera: Harold Rosson; Liedertexte von Arthur Freed; Musik: Nacio Herb Brown (viele Songs sind alt); Dekors von Cedric Gibbons und Randall Duell; 1952 produziert für MGM von Arthur Freed.

Sicher eines der besten Filmmusicals, das jemals in Hollywood entstand. Ein Genremodell und gleichzeitig die Spiegelung des Modells und der Steinzeit des Kinos. Was nicht bedeuten kann, dass hier ein Genrefilm aufgebrochen, denunziert und erklärt würde. Gespiegelt wird, was vorhanden ist. Vorhanden ist von allem Anfang an eine Antiwelt.  [mehr im PDF-Format...]

Dieser Text von Alf Brustellin erschien in dem Taschenbuch „Singen und Tanzen im Film“.

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